Welche Faktoren bestimmen unsere Heizkosten?

Pünktlich im September und Oktober beginnt aus vielen Schornsteinen wieder Rauch aufzusteigen. Mit den ersten kalten Nächten, in denen sich das Thermometer wieder in Richtung der einstelligen Temperaturen bewegt, werden die Hausfeueranlagen wieder in Betrieb genommen. Sofern eine Immobilie nicht über Fernleitungen mit Wärme versorgt wird, kommen Flüssig- oder Festbrennstoffe „in den Ofen“. Letztere haben in den letzten Jahren wieder eine deutliche Belebung des Interesses erfahren. Ein Grund: Die Kosten für Erdöl und Gas sind gestiegen.

2016 musste ein Haushalt laut BMWi im Durchschnitt beim Gaspreis mit 6,54 Cent je Kilowattstunde rechnen. Auf den ersten Blick ist es vor allen Dingen der Preis, mit dem Heizkosten nach oben gedrückt werden. In der Praxis machen sich aber noch ganz andere Aspekte bemerkbar. Den Verbrauch können Haushalte nicht nur durch das Nutzungsverhalten, sprich wie oft wird die Heizung aufgedreht, beeinflussen. Auch bauliche Rahmenbedingungen (Stichwort Energieeffizienz) spielen eine Rolle bezüglich der Heizkosten. Gibt es Punkte, an denen ohne schlechtes Gewissen der Rotstift angesetzt werden kann?

Rohstoffpreise am Energiemarkt

Steigen die Preise für Flüssig- oder Festbrennstoffe an, wird es ganz automatisch bei den Heizkosten teurer. Dieser Zusammenhang ist auf den ersten Blick trivial. In der Praxis ergibt sich bei einer detaillierten Betrachtung schnell ein differenziertes Bild. Hintergrund: Die Heizkosten lassen sich von unterschiedlichen Standpunkten aus betrachten. Zuerst ist die Unterscheidung zwischen einzelnen Brennstoffarten zu treffen.

Heute können:

  • Erdöl
  • Erdgas
  • Holz und Holzprodukte
  • Kohle

als Heizrohstoff verwendet werden. Noch etwas kann zur Hausheizung oder Warmwasserbereitung verwendet werden, Sonnenlicht oder Erdwärme.

Heizkosten für Erdöl

Wer sich an die Ölpreiskrise in den 1970er Jahren erinnert, weiß, dass vor allem politische Unruhen in den jeweiligen Förderländern ausschlaggebend für den Preisanstieg von bis zu 70 Prozent waren. 1973 beschloss unter anderem die Organisation der erdölexportierenden Staaten (OPEC) im Rahmen des Jom-Kippur-Krieges, die Fördermengen zu verringern, um politischen Druck auszuüben. In der jetzigen Zeit ist die Lage dort alles andere als entspannt.

Auch wenn Deutschland das Rohöl überwiegend aus Russland, Norwegen und Großbritannien bezieht, haben die arabischen Staaten nach wie vor einen sehr großen Anteil an der weltweiten Fördermenge. Internationale ökonomische und politische Verstrickungen wirken sich dabei auf das Ölgeschäft aus.

Der Ölpreis wird demnach von vielen verschiedenen Faktoren bestimmt. In den letzten Jahren war ein gewisser Preisverfall zu verzeichnen. Da der Rohstoff an der internationalen Börse gehandelt wird, haben auch andere Länder wie etwa die USA einen großen Einfluss, da sie ebenfalls große Mengen fördern. Die bisherigen Großkonzerne wie Exxon, oder Standard Oil of America sind dabei allerdings heute weniger mächtig als früher. Sowohl die Produzenten als auch Händler, Spekulanten und Verbraucher haben auf gewisse Weise Einfluss auf den tatsächlichen Preis des Rohstoffs. Deshalb ist eine längerfristige Prognose kaum möglich.

Heizkosten für Erdgas

Aufgrund der über einen langen Zeitraum beobachtbaren Veränderungen beim Ölpreis ist Erdgas für Heizanlagen interessant geworden. In den letzten Jahren hat sich auch hier der Preis verändert. Je nach Maßstab sind die Erkenntnisse überraschend. Zwischen der Jahrtausendwende und 2017 hat – laut Statistischem Bundesamt – sich der Gaspreis in etwa verdoppelt. Wird der Betrachtungszeitraum auf die letzten zehn Jahre beschränkt, ist eine Stagnation zu erkennen. Aber: Zwischen 2006 bis 2014 stieg der Gaspreis kontinuierlich an.

Ähnlich der Entwicklung beim Heizöl ist der Preis für Erdgas in den Jahren zwischen 2014 bis 2017 eingebrochen. Allerdings war der Abwärtstrend hier nicht ganz so stark.

Heizkosten für Kohle

Um mit Kohle heizen zu können, müssen Heizanlagen besondere Anforderungen erfüllen. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zunehmend verdrängt, hat die Entwicklung der zurückliegenden Jahre zu einem teilweisen Umdenken geführt. In Anbetracht der Kohlepreisentwicklung ist diese Haltung allerdings nur bedingt gerechtfertigt – zumindest, wenn die Preisentwicklung zugrunde gelegt wird.

In den letzten 5 Jahren haben sich Schwankungen beim Kohlepreis von mehr als einem Drittel ergeben. Aber: Eine Tonne Kohle ist deutlich günstiger als die vergleichbare Menge Heizöl.

Heizkosten für Holz

Wo auf Basis von Stückholz oder Pellets geheizt wird, sind die Heizkosten am schwierigsten einzuschätzen. Hintergrund: Gerade Öfen, die eine Mischbefeuerung zulassen, können mit selbst eingeschlagenem Holz oder Stückholz aus dem Handel befeuert werden.

Hier haben Haushalte sicher den größten Einfluss auf die Heizkosten, zumindest vor dem Hintergrund der Heizrohstoffpreise, da Holz in waldreichen Regionen sehr oft günstig bezogen werden kann.

Was die Bewertung der Heizkosten allerdings schwierig macht, sind die unterschiedlichen Brennwerte. Holz liefert beispielsweise eine andere Wärmeausbeute als beispielsweise die gleiche Menge Kohle.

Die Preispolitik des jeweiligen Anbieters

Heizkosten werden in der Praxis von verschiedenen Parametern beeinflusst. Ein Baustein ist die Geschäftspolitik des Anbieters. Gemeint ist beispielsweise das Angebot von Preisgarantien oder reinen Klimatarifen.

Diese Angebote wirken sich immer auf die Preiskalkulationen aus. Darüber hinaus hat auch Einfluss, welche Zahlungszeiträume angeboten werden. Längerfristige Zahlungsziele, sprich Vorauskasse, oder Pakettarife machen sich hier bemerkbar. In der Regel sind die Anbieter an diesem Punkt zu Preisnachlässen bereit. Aber: Aus Endverbrauchersicht sind solche „Vergünstigungen“ kritisch zu betrachten.

Pakettarife können unterm Strich teuer werden, wenn letztlich doch – etwa durch eine länger als normal andauernde Heizperiode – mehr Heizrohstoff verbraucht wird. Vorauskasse kann zum Problem werden, wenn der Versorger in eine finanzielle Schieflage gerät.

Unser Heizverhalten: Wie geht’s richtig?

Beim Thema Heizkosten stehen Endverbraucherpreis und Verbrauch in einem direkten Zusammenhang. Dieser Punkt muss jedem Haushalt klar sein. Um die Kosten für Heizenergie zu beeinflussen, ist auf der einen Seite zwar Wechselbereitschaft gefragt. Auf der anderen Seite muss es auch darum gehen, das eigene Verhalten zu analysieren – und notfalls zu ändern.

Beispiel: In den Herbst- und Wintermonaten wird das Schlafzimmer beheizt. Jeden Abend wird schön gelüftet, um ein angenehmes Raumklima für ruhigen Schlaf entstehen zu lassen. Wo liegt der Fehler?

Das Heizverhalten ist aber nicht der einzige Aspekt, den Haushalte auf den Prüfstand stellen müssen. In der Regel hängen Heizung und Warmwasserlieferung miteinander zusammen. Daher kann an diesen beiden Punkten angesetzt werden, um einen nachhaltigen Effekt zu erreichen. Bedeutet für die Praxis, dass beispielsweise:

  • im Schlafzimmer zwischen 17 bis 20 Grad Celsius
  • in Wohnräumen zwischen 20 bis 23 Grad Celsius
  • in der Küche zwischen 18 bis 20 Grad Celsius
  • im Bad zwischen 20 bis 23 Grad Celsius

herrschen sollten. Bestimmte Räume müssen auch in der kalten Jahreszeit nicht übermäßig beheizt werden. Eine zentrale elektronische Steuerung kann dabei helfen, stets die passende Temperatur zu halten und Heizenergie effizient zu nutzen.

Energetisches Level des Gebäudes

Ein niedriger Strompreis und ein angepasstes Verbrauchsverhalten haben keinen Nutzen, wenn Energie durch mangelhafte bauliche Voraussetzungen verlorengeht. Gerade bei Gebäuden aus dem Bestand besteht diese Gefahr. Mittlerweile werden auch Gebäude in Energieeffizienzklassen eingeteilt. Ein Haus mit Energieeffizienzklasse D verbrauchen weniger als 130 Kilowattstunden je Quadratmeter und Jahr.

Im Vergleich dazu ist Energieeffizienzklasse H für Gebäude anzuwenden, die mehr als 250 Kilowattstunden je Quadratmeter und Jahr verbrauchen. Bei einer Fläche von 100 qm ergibt sich so ein Verbrauch von 25.000 kWh. Bei eingangs genanntem Gaspreis würde dies Kosten von mehr als 1.600 Euro entsprechen. Für den Erwerb aus dem Bestand lässt sich die Energieeffizienz natürlich nur bedingt beeinflussen. Sehr hohe Standards lassen sich im Neubau wesentlich einfacher realisieren.

Energieeffizienzklassen Gebäude im Überblick:

Energieeffizienzklasse A+       < 30 kWh je Quadratmeter und Jahr

Energieeffizienzklasse A         < 50 kWh je Quadratmeter und Jahr

Energieeffizienzklasse B         < 75 kWh je Quadratmeter und Jahr

Energieeffizienzklasse C         < 100 kWh je Quadratmeter und Jahr

Energieeffizienzklasse D         < 130 kWh je Quadratmeter und Jahr

Energieeffizienzklasse E         < 160 kWh je Quadratmeter und Jahr

Energieeffizienzklasse F         < 200 kWh je Quadratmeter und Jahr

Energieeffizienzklasse G         < 250 kWh je Quadratmeter und Jahr

Energieeffizienzklasse H         > 250 kWh je Quadratmeter und Jahr

Fazit: Viele Faktoren bestimmen Heizkosten

In den letzten Jahren sind die Energiekosten gestiegen. Für viele Haushalte ist diese Entwicklung ärgerlich. Allerdings wäre es falsch, diese Entwicklung allein auf die Preisveränderungen zu schieben. In der Praxis beeinflussen verschiedene Faktoren die Kosten für Heizung und Warmwasser. Und einige dieser Stellschrauben haben Haushalte selbst in der Hand. Gerade beim Verbrauch werden immer wieder Einsparpotenziale sichtbar – dank eines Mehrverbrauchs durch Fehlverhalten beim Heizen. Eine Rolle spielen aber auch bauliche Rahmenbedingungen, welche die Energieeffizienz beeinflussen und sich natürlich nicht so einfach verändern lassen.

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