Pressemitteilung – Editorial „Strukturpolitik zur Linderung der Wohnungsnot in Ballungsräumen“ aus der neuen Ausgabe 2/19 der Fachzeitschrift „IMMOBILIEN PROFESSIONAL“ des IVD Süd

München, 15.07.2019 (lifePR) – Eine Vielzahl von Maßnahmen wird oder könnte ergriffen werden, um etwas gegen die Wohnungsnot in den Ballungsräumen zu tun. Davon sind bzw. wären einige Maßnahmen wie etwa die Wiedereinführung der Eigenheimzulage, die degressive Afa oder die Senkung der Grunderwerbsteuer sinnvoll und hilfreich. Andererseits gibt es Maßnahmen, wie die Mietpreisbremse oder den Mietendeckel, die schlichtweg nichts bringen oder gar kontraproduktiv sind.

Festzustellen ist aber auch, dass die Summe dieser Maßnahmen das Problem bestenfalls etwas reduzieren kann, wir aber von einer Linderung noch meilenweit entfernt sind.

Auf der anderen Seite haben wir in vielen Teilen Deutschlands, insbesondere auch in Bayern und Baden-Württemberg, Regionen mit erheblichem Einwohnerschwund, deren abwandernde Bevölkerung sich teilweise in den ohnehin schon durch Wohnungsknappheit geprägten Ballungszentren Wohnraum sucht. Speziell hier müsste man ansetzen. Es kann nicht sein, dass wir einerseits Wohnungsmangel, Nachfrageüberhänge, lange Wartelisten haben und auf der anderen Seite Orte, die mit steigender Abwanderung und bedrohlichem Leerstand zu kämpfen haben.

Hier gilt es anzusetzen. Ein erheblicher Teil des Wohnungsproblems der Ballungszentren ließe sich lindern, wenn es gelänge, die vom Leerstand bedrohten Regionen zu unterstützen und den dort lebenden Menschen eine bessere Perspektive zu vermitteln. Denn es ist weiß Gott nicht so, dass diese Menschen unbedingt ihre angestammte Heimat verlassen wollen, um in eine Großstadt zu kommen, vielmehr sind es häufig ungünstige Rahmenbedingungen.

Da hat die Bahn die Zugstrecke vor Jahrzehnten stillgelegt, da gibt es nur noch eine karge Busverbindung zur nächsten größeren Stadt, da ist nur ein elend langsames Internet verfügbar, da hat der Mobilfunk erhebliche Versorgungslücken, da wandern Arbeitgeber ab oder dünnen ihre Personaldecke aus, da wird die medizinische Versorgung zunehmend schlechter, da machen die letzten Dorfgaststätten zu, da schließen immer mehr Läden und es kommt zu erheblichem strukturellen Leerstand….

Wer also etwas gegen Wohnraumprobleme in Ballungszentren tun will, sollte hier speziell auch bei den von Abwanderung bedrohten Regionen ansetzen und den Menschen dort bessere Arbeits- und Rahmenbedingungen geben. Maßnahmen wie die Gründung eines Heimatministeriums oder die PR-trächtige, aber nicht immer unbedingt produktive Verlagerung von kleinen Behörden haben hier bestenfalls eine nachrangige, symbolische Bedeutung, helfen bei dem Problem aber nur in sehr engen Grenzen.

Gefragt ist also eine substantielle, engagiert vorangetriebene Strukturpolitik; einige Beispiele zeigen, was hier hilfreich sein kann. Da ist zum einen die Kampagne des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA, der versucht die Dorfgaststätten in diesen Regionen zu unterstützen bzw. zu retten. Denn es ist leider davon auszugehen, dass dort, wo die letzte Gaststätte schließt, in Kürze auch weitere wichtige Infrastruktureinrichtungen zusammenbrechen werden.

Ein anderes wichtiges Beispiel ist die Ansiedelung oder Verlagerung von Hochschulen in diese strukturschwachen Gebiete. Denn diese Hochschulen ziehen naturbedingt ein junges Publikum in diese vielfach auch überalterten Gebiete, schaffen Arbeitsplätze und führen auch zur Ansiedelung weiterer Unternehmen.

Fazit: Wer etwas zur Lösung der Wohnungsprobleme in den Ballungszentren tun möchte, sollte sich nicht auf populistische Maßnahmen wie Mietpreisbremse oder Deckelung fixieren, er sollte nicht nur Maßnahmen ergreifen, die in den Ballungszentren Wohnraum schaffen, da dies nie ausreichend sein wird, sondern er sollte durch eine konsequente Strukturpolitik die ländlichen Regionen stärker unterstützen, um dort die Abwanderung zu vermindern und damit verbunden eine Verlagerung von Arbeitsplätzen in Richtung der Brennpunkte mit jetzt schon massiven Wohnraumproblemen.

Es kann nicht sein, dass einerseits die Ballungszentren durch Zuzug an die Grenzen ihrer Belastungsfähigkeit kommen, während andererseits ländliche Bereiche veröden, bloß weil nicht genug an den dortigen Rahmenbedingungen gearbeitet wird.

Unternehmen
Immobilienverband Deutschland IVD Verband der Immobilienberater

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