Steigende Mieten in Deutschland

Während ein steigender Anteil der werktätigen Bevölkerung nicht mehr vom Einsatz der eigenen Arbeitskraft leben kann und seitens des Staates mit Zuschüssen zum kärglichen Lohn alimentiert wird, nimmt die Entwicklung der Mieten in Deutschland gleichzeitig beunruhigende Ausmaße an. Dies trifft insbesondere Arbeitnehmer, die unterhalb des politisch noch nicht flächendeckend durchgesetzten Mindestlohns arbeiten, Empfänger von Sozialleistungen sowie junge Familien und ältere Menschen mit niedrigen Renten.



Dabei sind die Ursachen für das Ansteigen der Mieten vielschichtig. Einer der Gründe für den Mangel an günstigem Wohnraum liegt in der starken Rückläufigkeit des öffentlichen Wohnungsbaus, bei dem Bauherren hohe staatliche Förderung zugunsten einer langfristigen Mietpreisbindung erhalten. Bauherren, die heute noch Häuser mit Mietwohnungen errichten lassen, konzentrieren sich auf das Luxussegment für eine kleine betuchte Schicht, die sich hohe Mieten noch leisten kann. Dies führt in den Ballungsräumen der Großstädte zu erheblichen Problemen, für die Soziologen den Begriff „Gentrifizierung“ geprägt haben. Damit ist die Verdrängung der alteingesessenen Mieter aus ihren Vierteln gemeint, deren Häuser Straßenzug um Straßenzug luxussaniert werden. Mieter mit niedrigem monatlichen Einkommen können die sich anschließenden steigenden Mieten nicht mehr abfangen, müssen ihre Wohnung aufgeben, in weniger attraktive Viertel oder in Stadtrandlagen umziehen.

Insbesondere die Großstädte mit Universitätsstandorten verzeichnen bereits einen erheblichen Wohnungsmangel im günstigen Segment, da Studenten in der Regel ebenfalls zur Gruppe der Menschen mit niedrigem monatlichen Budget zählen und zu anderen Gruppen in Konkurrenz um billigen Wohnraum treten. An der Spitze dieser Entwicklung steht München, dicht gefolgt von Berlin, Hamburg und Köln. Doch die Mieten in diesen Städten, wie etwa in der Hamburger Hafencity, liegen bereits deutlich über 12 Euro pro Quadratmeter für ganz normale Wohnungen, die noch nicht einmal besonders luxuriöse Ausstattungen aufweisen. Für viele Menschen bedeuten solche Mieten, dass sie die Entscheidung treffen müssen, ob sie in ihrem Wohnviertel bleiben und bei ihrem Lebensstandard in anderen Lebensbereichen Abstriche machen wollen, um die geforderte Miete zahlen zu können. So gibt es inzwischen Untersuchungen, die sich mit dem Phänomen der Verdrängung durch hohe Mieten beschäftigen, in denen dokumentiert wird, dass Mieter beispielsweise ihre Hobbys aufgegeben haben, um das vertraute Wohnumfeld nicht verlassen zu müssen.

Zu den Ursachen für steigende Mieten zählt außerdem, dass Investoren aus Krisenstaaten ihr Vermögen zwar immer noch gerne beispielsweise in Immobilien in Kanada investieren, zugleich aber auch den Standort Deutschland für sich entdeckt haben und hier Objekte erwerben, die natürlich vor allem Profit abwerfen sollen. Ein weiterer Grund für steigende Mieten liegt in der – politisch gewollten – energetischen Sanierung von alten Häusern im Zusammenhang mit den Klimazielen und der Einsparung von Energie. Was der Wohnungswirtschaft und somit auch den Mietern helfen könnte, wären höhere steuerliche Anreize beziehungsweise verbesserte steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten bei der staatlicherseits gewünschten energetischen Gebäudesanierung.

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